Es macht riesig Spass digital zu fotografieren. Die Möglichkeiten, die sich für mich mit einer digitalen Spiegelreflexkamera ergeben, möchte ich nicht mehr missen. Das fängt bei der sofortigen Verfügbarkeit der Bilder an, der Anzahl an Bildern, die man hintereinander und auch insgesamt machen kann, den Möglichkeiten der Korrektur und der Bearbeitung, etc.
Trotzdem bin ich weiterhin auch ein Fan der analogen Fotografie. Das fängt schon bei den Kameras an: Eine Nikon F2 mit Winder ist ein Prunkstück und Meisterwerk, genau wie die F3 oder die FM. Einfach schöne Kameras, solide, wertig und robust, verbunden mit japanischem Design der 70er und 80er Jahre (wobei die F3 ja bekanntlich von einem Italiener designed wurde). Ich sollte evtl. auch ein Blog zu alten Sony Walkmans, oder Shimano Fahrrad-Komponenten machen, beides auch Favoriten von mir.
Weiter geht es mit dem Transportieren des Films bei zB einer Nikon F3, sofern man nicht gerade den Motor nutzt. Dieser einzigartige Filmtransporthebel bei der F3, wie er sanft den Film ein Bild weiter transportiert, das ist ein Genuss. Nikon hat sich da viel Mühe gegeben und im Vergleich zu anderen Modellen, für diesen Hebel eine spezielle Mechanik mit mehreren Kugellagern entwickelt. Im Vergleich zu den Problemen dieser Welt bestimmt nicht relevant, aber für den einzelnen immer wieder ein Grund zur Freude. Ebenso schön: Mit angeschraubtem Motor, der Sound beim Auslösen und dem Weitertransport, ein Genuss. Das Geräusch, wenn man mit dem iPhone ein Bild macht, wurde ursprünglich der Canon AE-1 nachempfunden, einer alten mechanischen Kamera. Digital ist 1 und 0, analog ist fast, als würde man noch irgendein Schmieröl riechen. Noch ist uns das vertrauter als vieles, was die digitale Zukunft bringen wird. Es läuft einfach eine robuste Mechanik ab, die auch nach vielen Jahren tadellos funktioniert. Meine Nikon F2 ist aus dem Jahr 1973 und läuft wie am ersten Tag.
Aber nun zum Fotografieren selbst: Ich merke, dass ich mich beim digitalen Fotografieren teilweise bremsen muss. Es ist schon verlockend, wie viele Möglichkeiten es gibt, sein Bild zu beeinflussen: Gleich zu sehen, was und wie man fotografiert hat, um dann ein nächstes Bild mit korrigierten Einstellungen zu machen. Oft siegt das Ausprobieren und nicht das Überlegen. Mit einer Nikon FM/FM2, die Fotografieren in einer sehr reinen Form bietet, ist das alleinige elektronische Hilfsmittel der Belichtungsmesser, der anhand von Leuchtdioden grob eine Über- oder Unterbelichtung anzeigt. Der Rest der Kamera kommt ohne Elektronik aus, Fotografieren komplett ohne Batterie.
Da steht er nun, der analoge Fotograf. Blende überlegen, welche Tiefenschärfe möchte ich, wie lange belichte ich ? Der Belichtungsmesser ist nicht sonderlich genau und macht keine Mehrfeldmessung oder ähnlichen Zauber. Vielleicht lieber leicht überbelichten, weil die Frau ein schwarzes Kleid trägt ? Risiko ! Und Mist, nur noch 4 Bilder auf dem Film, hab ich noch einen zweiten Film dabei, oder liegt der noch im Kühlschrank zuhause ? In der Zeit hat jeder andere schon 10 Fotos mit dem Handy geschossen, der Fotograf mit seiner alten Kamera fokussiert während dessen noch per Hand. Es geht alles viel langsamer, dafür bewusster. Der Bildausschnitt, passt das so ? Lieber ein wenig weiter weg und mehr seitlich, sonst ist das schattige Haus an der Seite mit drauf und wird zu dunkel, da säuft dann die linke Bildhälft ab.
Vermutlich ist es einfach die Mischung, die es ausmacht. In vielen Situationen habe ich keine Lust mehr, die analoge Kamera raus zu holen, da geniesse ich ausgeklügelte Belichtungsmessung, Autofokus, ISO, usw. Manchmal aber ist entschleunigtes, überlegtes und langsames Fotografieren ein Genuss und wird mit besonderen Bildern belohnt, auf die man dann auch noch einige Tage warten muss. Diese Vorfreude und Spannung, ob die Bilder was geworden sind ist immer wieder ein Erlebnis und eine schöne Abwechslung vom schnellen und immer digitalerem Alltag.