Das Model und der Fotograf – Vertrauen beim Shooting

Reden wir heute mal über eine sehr wichtige Komponente des Fotografierens: Das Vertrauen zwischen dem Model und dem Fotografen, wenn es um erotische Bilder geht, die mitunter gar nicht alles zeigen.

Ich komme gerade von einem Shooting mit der wundervollen Evelyn Reißmann. Evelyn wurde 2019 Miss Germany 50plus und hat mittlerweile auf Instagram eine stattliche Zahl Follower gesammelt. Hier und da zeigt sie sich auch im Bikini, was mit einer hohen Zahl Likes quittiert wird.

Wir haben uns in ihrer Heimatstadt Plauen zum Shooting verabredet und in einem Hotel und bei ihr zuhause verschiedene Outfits und Szenen fotografiert. Natürlich wurden auch Bilder gemacht, in denen mehr Haut zu sehen ist, aber nie zB eine blanke Brust. Jedoch war es für einige Szenen notwendig, dass Evelyn nur mit Slip bekleidet zB auf einem Stuhl sitzt.

Hier fängt nun das grosse und heikle Thema an, was in der „Fotografiebranche“ sehr häufig mitschwingt (ausser zB in der Landschafts- oder Architekturfotografie): Schlüpfrigkeit, Sexismus und Anzüglichkeiten.

In den Köpfen vieler Männer gibt es das Bild des Nacktfotografen, der tolle Frauen vor der Linse hat und wo bestimmt noch ein wenig mehr geht. „Da wär ich auch gerne mal dabei“ habe ich schon oft gehört, begleitet von einem Augenzwinkern. Von diesem Bild haben auch die Frauen schon gehört, die fotografiert werden, im schlimmsten Fall sind sie schon einem Arschloch über den Weg gelaufen, der dieses Bild mal in die Realität umsetzen wollte. Dabei sind anzügliche Komplimente und zu lange Blicke nur der Anfang. Wie also soll eine Frau mit diesem Bild im Kopf unbefangen und fast nackt vor einem ihr fremden Fotografen stehen ?

Evelyn ist Social Media Profi, jeden Tag gibt es Bilder von ihr auf Instagram, hunderte Komplimente, aber auch Anzüglichkeiten und niveauloses. Sie kann damit umgehen. Auch mit sexy Bildern kann sie umgehen, mit viel Haut zeigen. Aber trotzdem merkt man als Fotograf, wie sich das Vertrauen über die Zeit steigert, bis zu dem Punkt an dem man unbefangen miteinander umgehen kann und diese Atmosphäre und das Vertrauen dann auch auf den Fotos zu spüren ist.

Daher hier nun die Realität, wie sie für alle Fotoshootings wünschenwert ist, denn es gibt ungeschrieben Regeln, die man leider immer wieder wiederholen muss.

Man sollte grundsätzlich abklären, was fotografiert werden soll und bis zu welchem Punkt sich das Model wohl fühlt. Eigentlich selbstverständlich. Situationen beim Shooting wenn der Fotograf sagt: „Komm Baby, zieh den BH aus“ sind ein No go, genau so wie sämtliche schlüpfrigen Bemerkungen.

Ich finde, man sollte sich auch vor dem Shooting zusammen setzen und sofern man sich zum ersten Mal sieht, ein wenig reden. Nicht zum Flirten natürlich, sondern um eine gemeinsame Wellenlänge zu finden.

Anfassen ist nicht ! Wenn man schon meint, zB eine Armstellung korrigieren zu müssen, fragt man vorher höflich um Erlaubnis.

Wenn nicht fotografiert wird und sich das Model gerade halbnackt von A nach B bewegt, sollte der Blick des Fotografen lieber noch einmal die Kameraeinstellungen überprüfen.

Wenn ein Kleidungsstück verrutscht, ein Nippelblitzer o.ä. auf dem Bild ist, dann vertraut das Model darauf, dass dieses Foto nicht zufällig im Internet landet.

Wer also denkt bei einem Fotoshooting „gibts was zu holen“, der sollte A. sein Frauenbild sehr schnell überdenken, B. seine Kamera beim nächsten Fotohändler abgeben und C. den Kopf mal gründlich mit Seife auswaschen.

Wenn man all dies beachtet und entspannt, respektvoll und freundlich mit seinem Model umgeht wird man umso schönere Bilder bekommen und kann sich auf weitere Shootings mit dem Model freuen.